Die Meldung ist gerade raus
Spoilerwarnung - Diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!
ZitatAlles anzeigenNun ist es also offiziell: ABC zieht der Mysteryserie FlashForward den Stecker. Ökonomisch ist die Entscheidung absolut nachvollziehbar. Kreativ ist es jedoch beinahe tragisch - hat die Serie doch gerade erst zu sich selbst gefunden.
Großer Protest wird sich wohl nicht gegen die Entscheidung von ABC regen: Schaut man sich den Verlauf an, den die Einschaltquoten von „FlashForward“ während der ersten Staffel genommen haben (Serienjunkies vom 15.05.2010), dann muss man geradezu dankbar sein, dass der Sender die Serie nicht schon früher abgesetzt hat - und zumindest die erste (und - wie wir jetzt wissen - letzte) Staffel in toto zeigen wird.
„FlashForward: Das unvermeidliche Ende“ nachzulesen bei Serienjunkies
Von der ökonomischen Seite her ist die Entscheidung von ABC mehr als nachvollziehbar: Man kann eine derart aufwändige Serie nicht für weniger als fünf Millionen Zuschauer produzieren. Da helfen auch die Einnahmen aus dem Ausland nicht. Mit ProSieben kann man da schon fast Mitleid haben: Schon wieder eine Serie, die als der neue Hit aus den USA angekündigt wurde, und nach nur einer Staffel ein frühes Ende findet.
Doch vor allem für die verbliebenen Zuschauer ist die Absetzung von „FlashForward“ zu diesem Zeitpunkt bitter: Denn unbestreitbar hat die Serie seit ihrer Rückkehr aus der langen - viel zu langen - Winterpause an Fahrt aufgenommen. War die Auftaktfolge zur zweiten Staffelhälfte („Revelation Zero (1)“) noch sehr durchwachsen (Serienjunkies vom 21.03.2010), hat die Serie in den Wochen darauf stetig an Spannung hinzugewonnen.
Maßgeblich dafür war vor allem die Entscheidung der Autoren, endlich explizit zu enthüllen, was vorher nur vage angedeutet worden war: Dass ein zweiter FlashForward - und damit ein zweiter globaler Blackout - bevorsteht. Endlich, so muss man sagen, haben sie der Serie eine Richtung und ein klares dramaturgisches Ziel gegeben. Machten die Mosaic-Ermittlungen in den ersten Folgen den Eindruck, als würden die Figuren nur im Nebel herumstochern, hat sich das in der zweiten Staffelhälfte ganz klar gewandelt: Auf einmal übertrug sich der Sinn für die Wichtigkeit und Dringlichkeit der Ermittlungen auch auf den Zuschauer.
Darüber hinaus verstanden es die Autoren, geschickt - wenn auch bislang nur auf der Ebene von Andeutungen - Figuren und Handlungsstränge, die bislang nur nebenher liefen, mit dem Hauptplot zu verknüpfen: Durch die Enthüllung, dass Dyson Frost in Afghanistan gewesen ist, dürfen wir wohl davon ausgehen, dass auch der Plot um Aaron, seine Tochter und jene ominöse Söldner-Firma Jericho mit dem FlashForward verbunden ist. Und wenn man Gabriel glauben schenkt, dann spielt auch Olivia eine größere Rolle in dem Puzzle als bislang gedacht.
Die Enthüllung von Janis als Doppelagentin sowie der effektive Einsatz von Dominic Monaghan als höchst undurchsichtige Figur, von der nicht klar ist, auf welcher Seite sie wirklich steht - all das hat zur Qualitätssteigerung der Serie enorm beigetragen.
Es sind keine weltbewegend neuen Erzähltechniken, die die Autoren hier verwenden. Aber allein der effektive Einsatz einer Deadline wie in der Folge um Demetris bevorstehenden Tod sorgt dafür, dass die Serie um ein Vielfaches spannender geworden ist als sie es am Anfang war. Denn genau dort, am Anfang, wurden die Fehler gemacht, die letztlich zum nahezu unvermeidlichen Quoten-Niedergang und Aus der Serie geführt haben.
Hauptproblem war die Festlegung, dass es in der Serie nicht so sehr um die Geheimnisse und den SciFi-Plot als vielmehr um die Figuren gehen sollte. Tatsächlich scheint sich derzeit die Figurenzentriertheit fast als eine Art Dogma unter den amerikanischen TV-Autoren herauszukristallisieren. Auch die „Lost“-Autoren sind davon ganz beseelt. Bei „FlashForward“ hatte das zur Konsequenz, dass nach einem durchaus starken Piloten die Handlung erst einmal lange Zeit nicht wirklich von der Stelle kam. Stattdessen wollte man den Figuren Raum geben. Das führte dann dazu, dass das, was einem aus den ersten Folgen am meisten in Erinnerung blieb, die schwermütigen Blicke von Joseph Fiennes waren.
Die Einsicht daraus: Figuren allein können eine Serie nicht tragen und bleiben am Ende ziemlich blass, wenn man sie nicht in eine starke Handlung einbindet, die - wenn man von einer Prämisse wie der von „FlashForward“ ausgeht - nun einmal SciFi lastig ist. Eine SciFi-Serie war jedoch genau das, was ABC offenbar nicht wollte. Und so hat man die Serie ja schließlich auch programmiert: Als Lead-in für „Grey's Anatomy“ und „Private Practice“.
Damit hat der Sender sich selbst und die Serie jedoch in eine ausweglose Situation manövriert: Den Genre-Fans versprach man zu Beginn „das neue Lost“, servierte ihnen dann jedoch eine Serie, deren Mystery-Anteil allenfalls lauwarm daherkam. Konsequenz: Die Genre-Fans wandten sich ab. Und unter den Zuschauern von „Grey“ und „Private Practice“ fanden sich nicht genug Interessenten, die für das, was sie aus ihrer Sicht als SciFi-Serie wahrnehmen mussten, eine Stunde früher eingeschaltet hätten.
So war die Quoten-Misere von „FlashForward“ geradezu unvermeidlich.
Die Fans müssen sich nun mit dem Gedanken trösten, dass der Serie - nach den letzten Folgen zu schließen - wohl wenigstens ein starker Abgang gewiss ist. Verbunden mit der Hoffnung, dass am Ende nicht all zu viele Fragen offen bleiben.
Quelle: serienjunkies.de, abc.com
Sehr schade, wie ich finde... die Serie hatte Potential für eine längere Laufzeit.