Warum 1080i nicht schlechter als 720p und nichtmal schlechter als 1080p ist.

  • Das i im Namen sorgt für viel Verwirrung, dies soll hier kurz klargestellt werden.


    Zur Einführung von HDTV entschlossen sich die Öffentlich Rechtlichen nicht 1080i zu verwenden, sondern 720p, da Tests ergeben haben sollen, dass 720p teils als besser empfunden wurde und angeblich mehr Zeilen böte.
    So wurde berichtet, und in einem gewissen Rahmen trifft dies auch zu.


    Ein kleiner Exkurs, warum dies aber nur eine kleine Anzahl an Produktionen betrifft.


    Zunächst 1080i kann heutzutage genauso wie echtes interlaced Material auch voll progressives Material beinhalten.
    Wenn es sich um echtes interlaced Material handelt, dann werden pro Frame zwei Fields gespeichert. Also zwei halbhohe Bilder mit verschiedenen zeitlichen Informationen. Anders ausgedrückt, "die doppelte Bewegungsinformation" auf Kosten der halben Zeilenanzahl.
    Interlaced heißt nämlich nichts anderes, dass in den ungeraden Zeilen Bild 1 und in den geraden Zeilen Bild 2 gespeichert wird, aber am Anzeigemedium nacheinander ausgegeben wird.
    Benötigt wird dieses Verfahren bei Aufzeichnungen die Bewegungen möglichst genau wiedergeben wollen, z.B. Sport- und Studioaufzeichnungen. Hier ist es besser, 50 Bewegungsinformationen pro Sekunde zu haben, als ein möglichst scharfes Bild.


    Im Gegensatz dazu werden aktuelle Serien und Kinofilme nur mit 24 Bildern pro Sekunde produziert (und für das deutsche TV auf 25 Bilder pro Sekunde beschleunigt). Da man also die hohe Bewegungsmenge gar nicht speichern muss, wird ein einziges Bild entsprechend auf die beiden Fields aufgeteilt. Der Encoder erkennt dies automatisch und setzt für den Decoder einen Informationsmarker, damit am Anzeigegerät zweimal hintereinander ein Vollbilld mit der gesamten Zeilenanzahl dargestellt wird.
    Ab hier hat man also in 1080i die gleiche Anzahl an Zeilen wie in 1080p und ergo die gleiche optische Auflösung/Qualität.


    Das genutzte Verfahren dabei heißt PAFF oder MBAFF.
    Auf deutsch Übersetzt soviel wie: Bildadaptives Feld Vollbild bzw. Makroblockadaptives Feld Vollbild. Diese unterscheiden sich wie der Name schon sagt nur, auf welcher Detailebene sie entscheiden können, ob etwas Interlaced ist oder nicht, und sie können technisch auch kombiniert werden.


    Die Öffentlich Rechtlichen beleuchteten für ihre Wahl der HDTV-Norm aber den Umstand, dass sie sowohl Sportereignisse, als auch Vollbildaufzeichnungen zeigen wollten. Also entschloss man sich, das 1080i Verfahren an einer Testgruppe gegen das 720p Verfahren antreten zu lassen. Ein unvernünftiger Schritt wie sich im Nachhinein zeigt, hat doch 1080i alle Vorteile gegen 720p in der Hand.


    720p muss nämlich laut HDTV-Norm immer 50 Vollbilder zeigen, also verschwendet man regelmäßig die Hälfte der Bilder pro Sekunde.


    Auch wenn man die reine Pixelanzahl gegeneinander aufrechnet steht 720p nicht besonders gut da.


    Vergleiche 1080i 1 field gegen 720p 1 frame:


    1920*540 vs 1280x720
    1.036.800 vs 921.600


    Das einzige worauf sich die Öffentlich Rechtlichen also noch berufen konnten, war ihr Test, dass 720p von den Testguckern nicht als schlechter empfunden wurde als 1080i (was kaum verwunderlich ist, schließlich testete man auf HD-Ready Geräten, welche so oder so für beide Auflösungen ein Resize vornehmen mussten), und schlussfolgerte daher mühselig aber geschickt in den Werbebroschüren, dass 720p also besser sein müsse.
    Anstatt die Auflösungen als ganzes gegeneinander zu vergleichen, spielte man nur 720 Zeilen gegen 540 Zeilen aus. Ein 16:9 Fernseher ist aber nicht genauso breit wie hoch, und das menschliche Auge ist es auch gewohnt mehr Informationen in der Breite als in der Höhe wahrzunehmen, ergo sind verhältnismäßig mehr Informationen in der Breite nicht negativ, und geringfügig weniger Informationen in der Höhe nicht zwangsweise negativ.


    Daher kommt die immernoch herumgeisternde aber falsche Vorstellung, 720p sei immer besser als 1080i.

    Postfächer laufen über. Lange Wartezeiten!

  • Danke für den Beitrag. An meiner Hochschule wird ne Studienarbeit ausgeschrieben, bei der man an verschiedenen Videos und einem eigenem Programm die Unterscheide zwischen den ganzen SD und HD Varianten sehen können soll. Habe schon überlegt die vlt. zu machen.


    MacLeod
    7.000 x 2.000 reichen auch wenn es 3D sein soll. :p


    In der aktuellen c´t wurde das Kino der Zukunft in dem Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut vorgestellt.
    - Sieben HD-Projektoren projezieren mit einer Auflösung von 7.000 x 2.000 Pixeln auf eine 180’ Leinwand.
    - Eine spezielle Blendtechnik lässt aus den Einzelbildern ein hochaufgelöstes Bild entstehen.
    - 128 Lautsprecher, angeordnet im Kreis, erzeugen ein Wellenfeld, das auf der IOSONO-Technologie basiert.


    Da muss ich irgendwann unbedingt mal rein.


    Hier noch ein anderer Artikel darüber.
    http://www.beamerforum.de/BBFo…Kino-der-Zukunft?langid=1

    "Alle umbringen, soll Gott die Guten aussortieren"


  • Hallo smizz,
    ich habe deinen Beitrag gelesen und habe eine Frage.
    Müsste die Überschrift nicht lauten:
    "Warum ist 1080i nicht schlechter als 720p [...]"
    Denn dein Schlusssatz sagt ja genau das aus.