Okay, Zeit für ein wenig Kneipengeschwätz ... 
Es gibt in der Kampfkunst-Community eine kleine Anekdote über Steven Seagal, die in Deutschland immer noch viel zu wenig Verbreitung gefunden hat, (und die u.a. Dan Inosanto erzählt haben soll), deshalb möchte ich sie hier mal in aller Ausführlichkeit wiedergeben. Wer's nicht glaubt, kanns ja lassen, oder wenigstens googeln, hm? 
Bei der Geschichte geht es um die Dreharbeiten des Filmes "Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker" ("Out for Justice", 1991) als Mr. Seagal noch der neueste up-and-coming Actionstar im Kino war und nicht das unförmige direct-to-video Krümelmonster von heute, dass sich beim treppensteigen doubeln lässt. Damals war er noch schlank, rank und nach eigener Überzeugung sehr gefährlich. Er hatte sich längst einen Ruf für arrogantes Verhalten und Casting-Coutch-Attitüde erworben ("Komm her, Baby, zeig mir ein bisschen Respekt") und war bei der Stunt-Community berüchtigt dafür, dass er ihnen gelegentlich überraschend in die Kronjuwelen trat, "um zu testen ob sie einen Tiefschutz tragen".
Bei diesen Dreharbeiten war jedoch in der Stunt-Crew zufällig ein echtes Martial Arts-Urgestein dabei. Gene LeBell, in Fachkreisen auch bekannt als "Judo-Gene", geht heute stramm auf die Achtzig zu (*1932) und darf sich nicht nur rühmen, einer der Ersten gewesen zu sein, die die fernöstliche Kampfkunst im Westen verbreiteten, sondern gilt auch als Koryphähe in Sachen Grappeling (d.h. Würge- und Festhaltetechniken) und trainierte u.a. mit Bruce Lee, Chuck Norris, Ken Shamrock, Benny "The Jet" Urquidez, Bob Wall, Ed Parker, Bill "Superfoot" Wallace, der Maeda-Familie usw. Bei besagten Dreharbeiten war er also grob um die sechzig Jahre alt.
Ein paar der geschundenen Stuntleute machten sich nun einen Spaß daraus, Seagal damit aufzuziehen, ein guter Judo-Mann wie der ältliche LeBell könne ihn besiegen, wenn er ihn erstmal in die Finger bekäme. Stevie-Boy, in seiner üblichen bescheidenen Art, prahlte damit, gegen Würgetechniken sowieso komplett immun zu sein. Es ist unklar, inwieweit LeBell selbst in die Idee involviert war, oder ob es sich vielleicht um eine Art Wette gehandelt haben mag ... Jedenfalls organisierten die Stuntleute ein Treffen der beiden Männer. Ein Anwesender wurde später zitiert mit den Worten, dass Seagal "ganz offensichtlich keinerlei Ahnung hatte, wer Judo-Gene überhaupt war. Es war, als sähe man einer Ente zu, die einem Krokodil in den Rachen flog."
Wie auch immer, die Beiden treffen also aufeinander und Seagal lässt sich im Gespräch darüber aus, wie seine innere Stärke (Ki) ihn immun macht gegen LeBells Techniken. Ohne viel Federlesens packt ihn LeBell, nimmt ihn in einen Würgegriff und klemmt ihm die Luft weg. Seagal läuft rot an, klopft ab und sagt hey, das sei aber unfair, er wäre noch gar nicht bereit gewesen.
"Okay", sagt LeBell. "Sag mir, wenn du bereit bist."
Beim zweiten Mal läuft Seagal blau an und versucht, den Haltegriff zu brechen, indem er LeBell an Augen und Weichteile geht. Judo-Gene zieht den Griff durch; Seagal wird schlaff und verliert die Kontrolle über Blase und Darm. Da lag er nun also, Mr. Unbesiegbar, am Set seines neuen Action-Blockbusters, mit vollgemachter Hose. Ein PR-Desaster wie aus dem Bilderbuch. Der Jubel in der Stunt-Community muss unbeschreiblich gewesen sein. LeBells Reaktion war angeblich eher nüchtern.
"Ein Mann sollte seine Grenzen kennen", sagte er.
Natürlich hatte die Geschichte noch ein Nachspiel: Seagal wachte irgendwann auf und bemerkte schnell, dass ihm da etwas entglitten war. Es ist nicht exakt überliefert, was er als Erstes tat, allerdings war er außer sich vor Zorn, wechselte die Hose und feuerte die Stunt-Crew. Kurz danach verklagte er LeBell wegen Körperverletzung und verlangte ein Berufsverbot.
Aber keine Angst, es gibt trotzdem ein Happy-End: Nach einer Weile machte 1) die Geschichte die Runde und 2) Seagals Agent sich berechtigte Sorgen um den Ruf seines Schützlings. Wenn diese Peinlichkeit wirklich vor Gericht landete und durch die Presse groß aufgebauscht würde und dann noch herauskäme, dass ein sechzigjähriger Opa für die Sache verantwortlich war ... nicht auszudenken! Also wurde ein Vertrag ausgearbeitet, welcher besagte, dass Seagal die Klage fallen lassen würde, wenn LeBell sich dazu verpflichtete, diese Anekdote niemals wieder zu erwähnen. LeBell, als Stuntman immerhin von Berufsverbot in Hollywood bedroht, unterschrieb den Wisch und wiederholt seitdem immer, wenn er gefragt wird, ein- und denselben Satz:
"Steven Seagal ist ein ausgezeichneter Schauspieler und ein hervorragender Kampfkünstler."
Mehr sagt er nicht, aber zum Glück hab ICH ja nichts unterschrieben.
